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Bagdad - Millionenstadt am Tigris



09. Februar 2024       Menden - Köln - Istanbul



Die erste etwas weitere Reise im neuen Jahr sollte über Karneval steigen um das Rheinland in Richtung Naher Osten zu verlassen. Ziel war die Republik Irak, welche vom Airport Köln mit Turkish Airlines über Istanbul gebucht wurde.

Kollege Kölner war nach kurzem abchecken seines Dienstplans und einer getauschten Schicht des Wochenendes auch mit dabei und schlug bei mir am Freitagnachmittag auf, bevor es gemeinsam zum Airport ging.

Mittlerweile wird die irakische Profiliga etwas professioneller geführt als noch vor ein paar Jahren, sodass man heutzutage über die Facebookseite der Iraq Stars League an den Saisonspielplan mit den Spielpaarungen für unser geplantes verlängertes Wochenende kam.

Ob diese dann auch wie angesetzt zutreffen ist natülich im Irak nicht gesichert, aber am Mittwoch vor unserem Abflug kamen die genauen Spielpaarungen und wir konnten jeweils 2 Spiele pro Tag sehen und auch das Bagdad Derby passte wie gewünscht ins Programm.

Nach Ankunft am Airport war an der Sicherheitskontrolle sowie an der Passkontrolle gar nichts los und so blieb noch genügend Zeit für ein paar Weizen vor dem Abflug zur Zwischenstation nach Istanbul.



Von Gate D50 verliessen wir Köln dann on time im Airbus von Turkish Airlines, welcher uns in unter 3 Stunden an den neuen Airport nach Istanbul brachte.

Hier hatten wir dann 3 Stunden Aufenthalt bis zum Weiterflug nach Bagdad, welche in der Jackies Bar bei 0,7l Efes Bier für schlanke 12€ verbracht wurden. 





10. Februar 2024        Istanbul - Bagdad



Auch der zweite Flug startete pünktlich gen Bagdad, wo dann 3 Stunden Augenpflege betrieben wurden, ehe wir um kurz nach 5 Uhr am Samstagmorgen irakischen Boden betraten.



Für die Einreise in den Irak begibt man sich nach der Landung zum ausgewiesenen Visa Schalter, füllt ein Visaformular aus und wartet dann ca. 1 Stunde mit den weiteren Antragstellern auf den schicken Aufkleber im Pass.

80 US$ sind in Bar zu entrichten, bevor man seinen Pass wieder in den Händen hält und durch die Immigration gehen kann. Hier gabs dann keine Fragen mehr und das Visa wurde abgestempelt und es hieß "Welcome to Mesopotamia".



Eingebucht hatten wir uns im Vorfeld im 4 Sterne Hotel Shanasheel Palace, bei welchem ebenfalls der Transfer zur Herberge gebucht wurde. Unser Fahrer Ali meldete sich zwar alle paar Minuten via WhatsApp bei mir auf dem Handy, glänzte aber sonst mit Abwesenheit vor dem Terminal.

Nachdem er mehrmals geschrieben hatte das er in 5 Minuten da ist, warteten wir fast eine Stunde auf ihn, ehe wir dann doch noch irgendwann in Richtung Hotel abfuhren.

Hier war man allerdings sehr zuvorkommend und lud uns erstmal zum Frühstücksbuffet ein und auch unser großes Zimmer konnte umgehend bezogen werden. Hier legten wir uns erstmal noch ein paar Stunden ab um fit für den Tag zu sein.

Aufgrund des leichten Nieselregens am heutigen Tage, wurde auf Sightseeing verzichtet und auf morgen verschoben. Gegen Mittag baten wir dann an der Rezeption um ein Taxi zum ersten Spiel, welches uns aufgrund des schlecht gelaufenen Airport Pickup gratis zur Verfügung gestellt wurde. Top...

Kurz vor 14 Uhr schlugen wir dann am Al Karkh Sports Club Stadium auf, um den ersten Kick der Tour zu besuchen.



                                                   Al Hedood SC - Zakho SC

                                               Al Karkh Sports Club Stadium



Recht unscheinbar zwischen etlichen Firmenbüros gelegen gabs den kleinen Eingang zum Stadion, wo heute keine Eintrittskarten erworben werden mussten.






Rund 100 Zuschauer waren mit dabei und auch die Gäste wurden von Fans begleitet welche ein paar Schwenkfahnen mit im Gepäck hatten. Säumten erst noch etliche Polizisten die ersten Reihen der Tribüne, verschwanden diese kurz vor Anpfiff und wurden auch bis Spielende nicht mehr gesehen...







Das Catering fiel sparsam aus und bestand lediglich aus Chai Tee, welcher von kleinen Jungs mit Thermoskannen verkauft wurden die durch die Reihen liefen. Umgerechnet 36 Cent wurden pro Becher Tee berechnet, welcher hervorragend mundete.

Das Spiel plätscherte über 90 Minuten dahin und fand dann auch erwartungsgemäß mit einem 0-0 keinen Sieger. 








Nach Abpfiff gings für uns zügig zur Hauptstrasse am Ground, um ein Taxi zum nächsten Spiel zu erwischen. Englisch verstand so gut wie kein Taxifahrer welcher uns gefahren hat und somit zeigten wir immer Bilder von den Orten wo wir hin wollten.

Der erste Fahrer der anhielt, schoss mit seinen geforderten 18.000 Dinar zum Al Shaab Stadium weit übers Ziel hinaus und somit bekam der zweite für 10.000 Dinar den Zuschlag. Umgerechnet 3,50€ pro Person für rund 30 Minuten Fahrtzeit einmal über den Tigris auf die andere Seite der City.



                                                Al Talaba SC - Naft Al Basra SC

                                                Al Shaab International Stadium



Am Stadion angekommen, war nicht allzuviel los und wir kauften uns gemütlich 2 Tickets für je 5000 Dinar mit welchen man freie Sitzplatzwahl im gesamten Stadion hatte.





Der Ground wurde 1966 eröffnet und war ein Geschenk eines Geschäftsmannes an die irakische Regierung. Bis zur Einweihung des Basra Sports City Stadiums in Basra war das Al Shaab Stadium das größte des Landes und Spielort der irakischen Nationalmannschaft.

Mehr als zwei Jahrzehnte konnte das Stadion aufgrung mehrerer Kriege nicht für internationalen Fussball genutzt werden, was sich seit 2007 aber wieder geändert hat. Nach mehreren Renovierungsphasen fasst der Ground heute knapp 35.000 Zuschauer.







Gut 300 Zuschauer waren bei diesem Kick zugegen, welche sich größtenteils auf der Haupttribüne versammelten. Die Elegant Boys von Al Talaba sorgten auf der rechten Seite der Tribüne für ein wenig Stimmung und auch unser kleiner Teeverkäufer vom ersten Spiel war wieder zugegen und versorgte uns umgehend mit 2 Heißgetränken.






Der zweite Kick hier ließ sich deutlich besser verfolgen und es ging auf dem Platz hin und her. Am Ende hieß der Sieger Naft Al Basra SC mit einem 2-3 Auswärtssieg.




Nach dem Abpfiff dauerte es etwas bis wir einen Taxifahrer gefunden hatten dem unser Hotel etwas sagte, welcher uns aber mit ein wenig Hilfe per GPS sicher zurück zum Hotel brachte.

Für das Länderpunktbier hatten wir auf der Rückfahrt zum Hotel schon einen Likörladen entdeckt, aber wir wollten erst im Hotel fragen ob man dort auch Bier im Restaurant verkauft.

Heineken und Corona waren in Angebot, welche aber nicht unseren Geschmack trafen. Auf die Frage nach irakischem Bier wurde mit leider nein geantwortet, aber man würde sofort einen Fahrer los schicken und er würde uns welches holen.

Das nenn ich mal Service... Binnen 5 Minuten waren die eiskalten Farida Biere auf dem Tisch und wir konnten standesgemäß auf den wohlverdienten Länderpunkt anstoßen. Dazu gab es sehr schmackhafte Hühnchen Kebap Spieße mit Pommes und Fladenbrot.




So wurde der Abend bei Speis und Trank verbracht, ehe uns die Müdigkeit einholte und wir uns ins Bett verabschiedeten.



11. Februar 2024         Bagdad


Der nächste Tag startete dann sonnig und es sollten 24 Grad werden. Somit wurde erst herzhaft am Frühstücksbuffet gespeist, ehe es gegen Mittag per Taxi in die Green Zone ging zur Paradestraße von Bagdad mit den Schwertern von Kadesia.

1989 wurden die beiden gleichartigen Triumphbögen im Abstand von 650m an den jeweiligen Enden der Paradestraße errichtet. An jedem Bogen ragen zwei 43m lange Schwerter aus 2 Kopien der Arme von Saddam Hussein gen Himmel.

Sogar seine Fingerabdrücke sind in den Fingerspitzen verewigt worden und die Schwerter bestehen aus Resten irakischer Waffen und Panzer aus dem ersten Golfkrieg gegen den Iran.

Die gesamte Grüne Zone von Bagdad ist hermetisch mit hohen Betonwänden abgeschottet und man gelangt nur durch schwer bewachte Checkpoints ins Innere der Zone. Dementsprechend sind auch alle paar Meter kleine Wachhäuschen mit Securitypersonal vertreten und das fotografieren innerhalb der Zone inklusive der Paradestraße und den Monumenten ist eigentlich verboten.

Wir erhaschten aber dennoch ein paar nette Motive von den Schwertern und dem nahegelegenen Denkmal des unbekannten Soldaten.







Unweit der grünen Zone lag auch das Stadion von unserem Auftaktspiel am heutigen Tage. Zu Fuß marschierten wir entlang der Betonwände und passierten den Checkpoint und verliessen die Grüne Zone wieder und fanden kurze Zeit später den kleinen Zugang zum Amanat Baghdad Sport Club Stadium.



                                        Amanat Baghdad SC - Naft Al Wasat SC

                                         Amanat Baghdad Sport Club Stadium



Der Ground liegt in einem Park mit See und kann trotz seiner geringen Kapazität gefallen. Eine kleine überdachte Tribüne mit Polstersitzen für VIP Gäste und weiterer Ausbau mit Sitzschalen auf den Hintertorseiten werden einem geboten.

Es dauerte natürlich nicht lange bis die zwei Bleichgesichter von Vereinsverantwortlichen entdeckt wurden und nach herzlicher Begrüßung inklusive einer Fotosession wurden wir auf die VIP Sitze eingeladen wo heißer Tee gereicht wurde.










Bei herrlichen 24 Grad nahmen wir auf den bequemen Sesseln Platz und bräunten unsere Gesichter bei einem nicht gerade hochklassigem Spiel. Das Speil hatte wirklich keinen Sieger verdient, was die Mannschaften wohl auch so sahen und sich 1-1 Unentschieden trennten.






Bis zum Abendspiel war nach Abpfiff noch etwas Zeit, sodass wir uns per Taxi zum Monument of Martyrs aufmachten. Da heute am Sonntag wieder deutlich mehr Verkehr in der Stadt unterwegs war, brauchten wir für die 10km eine geschlagene Stunde ehe wir das nette Denkmal erreichten.



Die Gedenkstätte für die irakischen Soldaten welche im ersten Golfkrieg gefallen sind, wurde 1983 noch während des Krieges fertiggestellt. Es steht auf einer Plattform mit 190m Durchmesser inmitten eines künstlichen Sees.

Im Zentrum des Denkmals befinden sich zwei 40m hohe Kuppeln, wo sich in der Mitte die ewige Flamme befindet.






Nicht weit entfernt gings abermals ins Al Shaab International Stadium, wo um 19 Uhr das Bagdad Derby für uns auf dem Programm stand.



                                                  Al Shorta SC - Al Zawra`a SC

                                                Al Shaab International Stadium



Tickets gabs heute für 10.000 Dinar wofür wir eine schicke Eintrittskarte bekamen. Heute war natürlich schon deutlich mehr los vor dem Stadion, aber gut eine Stunde vor Anpfiff noch alles entspannt.



Mit dem Sonnenuntergang betraten wir dann den Ground, inwelchem sich rund 1000 Zuschauer bereits eingefunden hatten. Gut 15 Minuten vor Kick off drängten dann aber die Massen durch die Eingänge ins innere des Stadions und pünktlich zum Anpfiff platzte der Ground dann aus allen Nähten.

Wir wechselten dann noch kurzfristig die Kurve da es dort noch etwas entspannter war, aber später waren auch dort alle Sitzschalen belegt und die Fans standen ebenfalls in den Aufgängen in Zweierreihen.

Zum Einlauf der Teams gabs dann 2 Choreografien der beiden Fanlager auf der Gegengeraden und ein paar Schwenkfahnen auf der Tribüne mit ganz netter Stimmung.














Mit voranschreitendem Spielverlauf ließ die Stimmung zwar etwas nach, aber trotzdem sahen wir ein packendes Derby welches am Ende 2-2 Unentschieden ausging.






Nach dem Spiel gings per Taxi nochmals zum Hotel zum Abendessen, ehe wir unsere Rucksäcke wieder an uns nahmen und uns gegen 23 Uhr zurück zum Airport aufmachten.

Wenn man sich aus der Stadt zum Baghdad International Airport aufmacht, muss man gleich durch 4 Checkpoints an welchen sowohl das Taxi und der Fahrer aufs genaueste kontrolliert werden aber auch wir mussten mit Gepäck aussteigen und durch eine Kontrollstelle gehen.

Am Airport angekommen gabs noch einen Abschlußtee für uns, ehe unser Gepäck noch zwei mal gecheckt wurde bis zum Gate.

Turkish Airlines war auch heute Nacht wieder on time und gegen 3 Uhr endete unser Irak Abenteuer mit dem Abflug nach Istanbul. Nach dortiger Ankunft hatten wir diesmal nur 2 Stunden Aufenthalt und landeten 30 Minuten vor der Zeit wieder in Colonia.





Mit wenigen Karnevalisten im Zug am Rosenmontag erreichten wir wieder Menden, von wo aus sich unsere Wege nach einer schönen Kurztour trennten... Bis zum nächsten mal.

Shukran Irak für eine tolle kurze Zeit mit wahnsinnig netten Menschen und interresanten Eindrücken.